Hochtouren im Stubai

Wenn es im Tal zu warm ist musst Du in die Höhe flüchten

Dieses Zitat eines alten, nicht namentlich bekannten Bergfexes, sind wir Ende Juli gefolgt und haben, um der anherrschenden Hitze zu entfliehen, die Gipfel im Stubai unsicher gemacht. Mit dabei: Viel Gepäck und viel Motivation den vielen klassischen Wintergipfeln auch im Sommer aufs Dach zu steigen.
Gestartet sind wir am Donnerstag, von Nürnberg auf die Nürnberger Hütte. Der schweißtreibende Aufstieg zur Hütte gestaltet sich komplett problemlos. Oben angekommen wollten wir den Tag noch nutzen, haben uns schnell die Klettergurte, nebst Bandschlinge umgebunden und haben den kleinen Klettersteig (Kategorie C/D) in der Nähe der Hütte gemeistert. Sozusagen als Warm Up für das, was da noch kommen sollte. Die 140hm haben wir in rund 1h absolviert. Sie sind niemals langweilig oder übermäßig schwierig. Der Fels ist perfekt, griffig und von guter Substanz. Da störte das Stahlseil teilweise mehr, als dass es genutzt hätte. Somit war die Zeit gut genutzt. Jetzt konnte das Essen kommen, und dies ist auf der Nürnberger Hütte wirklich zu empfehlen!

Bergwelten
Bergwelten

Wilder Freiger und das Becherhaus

Freitags sind wir nach dem Frühstück zum Wilden Freiger aufgebrochen. Abgesehen von der Höhe, hat diese Tour leider nichts mehr mit einer Hochtour wie ich sie mir vorstellen würde zu tun. Man läuft über zwei Schneefelder, ansonsten immer gut markiert einen Weg entlang bis zum Gipfelgrat des Freigers. Dieser ist problemlos zu gehen und endet direkt am Gipfelkreuz. Kleiner Tipp für die Nachahmer. Unterwegs haben wir die Gamsspitze mitgenommen und sind über einen gut kletterbaren Grat in Richtung Freiger weiter. Der Grat ist sehr schön. Geschätzt 2er Gelände mit ab und an Luft unterm Hintern. Vom Gratende aus kommt man leicht wieder auf den Normalweg und hat so zumindest die Hände ein wenig dreckig gemacht.
Zurück zum Freiger. Vom Gipfel sieht man schon das fantastisch gelegene Becherhaus. Unser Quartier für den Freitag. Über einen versicherten Steig haben wir die Hütte in gut 45min erreicht.

Spaß im Klettersteig
Spaß im Klettersteig

Das Becherhaus ist die höchstgelegene Schutzhütte in Südtirol und immer einen Besuch wert!
Die Hüttenwirte sind sehr nett und nehmen sich Zeit für Ihre Gäste und die Exponiertheit der Hütte sucht seinesgleichen. Einzig das Essen war für meinen Geschmack sehr versalzen, aber vielleicht war der Koch nur gerade schwer verliebt. Wer weiß das schon? Mit dem Hüttenwirt haben wir auch unsere Pläne für den nächsten Tag besprochen. Als Quell des Wissens hat er uns leider mitgeteilt, dass wir unseren Plan –> Wilder Pfaff –> Zuckerhütl –> Sulzenau Ferner –> Sulzenauhütte über Bord werfen konnten. Der Sulzenauferner ist seit letztem Jahr abgebrochen und derart steinschlaggefährdet, so dass niemand bei klarem Verstand ihn nochmals betreten sollte.

Plan B musste also her.

Am Gipfel des Freigers mit Blick auf das Becherhaus
Am Gipfel des Freigers mit Blick auf das Becherhaus
Sonnenaufgang am Becherhaus
Sonnenaufgang am Becherhaus

Der lange Tag

Die ersten Plätze beim Frühstück gehörten gleich uns, so dass unserem „Plan B“ nichts mehr im Wege stand. Wir sind vom Becherhaus über den Übeltalferner zur Müllerhütte gequert. Dort haben wir uns unseres Gepäcks erleichtert und sind weiter zum Wilden Pfaff.

Diesen erreicht man am besten indem man den Gletscherspuren bis zum Einstieg auf den eigentlichen Gipfel Grat folgt. Dieser ist super schön zu klettern. Der Routenverlauf ist logisch und man kommt sehr schnell voran. Der Gipfel des Wilden Pfaffs lädt schon fast zum Fußballspielen ein, soviel Platz bietet er. Dort haben wir uns jedoch nicht lange aufgehalten und sind in Richtung Zuckerhütl abgestiegen. Durch Blockgelände geht es in den Pfaffensattel und von dort mittels einer kurzen Querung des Gletschers zur Einstiegsstelle des Zuckerhütls.

Von hier aus klettert man, teilweise ausgesetzt, locker hinauf zum Gipfel. Das Zuckerhütl ist ein Modeberg. Das erkennt man spätestens an den Scharen von Bergsteigern die von der Dresdner Hütte aus in Richtung Gipfel strömten. Auch beim Klettern war die eigentliche Schwierigkeit nicht der Fels, sondern die vielen ab- oder vorraussteigenden Bergsteiger. Davon ab ist es eine sehr schöne Kletterei.

Nun ging es wieder Retour auf den Wilden Pfaff und runter zur Müllerhütte. Dort haben wir uns kurz gestärkt und sind dann weiter auf dem Übeltalferner zur Lübecker Scharte. Hier ging es nochmals 100hm im blockigen Gelände abwärts bevor wir Gletscherkontakt hatten. Der Rest der Geschichte ist schnell erklärt: 1,5h Gletscherhatsch und weitere 45min im normalen Gelände zur Sulzenauhütte die wir nach knapp 11h ziemlich hungrig erreicht haben.

Die Hütte ist gut organisiert, selbst die 120 Schlafgäste für die Nacht von Samstag auf Sonntag vermochten keinen richtigen Stress aufkommen zu lassen. Das Essen war gut. Leider waren wir zu spät dran, so dass wir anstatt Halbpension a la Karte bestellen mussten.

Am Gipfel des Wilden Pfaffs
Am Gipfel des Wilden Pfaffs
Wilder Pfaff vom Zuckerhütl aus gesehen
Wilder Pfaff vom Zuckerhütl aus gesehen
Das Zuckerhütl vom Wilden Pfaff aus gesehen
Das Zuckerhütl vom Wilden Pfaff aus gesehen

Kurz und Bündig

Der letzte Tourentag führte uns von der Sulzenauhütte über die Mairspitze zurück zur Nürnberger Hütte. Das Ganze war, bis auf eine kurze Klettereinlage vom Gipfelkreuz der Mairspitze hinüber zu den etwas höheren „Zacken“, eine Wanderung und somit auch keiner weiteren Beschreibung würdig.

Für uns war es aber ein gelungener Abschluss den wir voll genossen haben.
Somit schloss sich auch für uns der Kreis. Von der Nürnberger Hütte ging es wieder zum Auto und nach Hause.

Unser Abstieg: Die Lübecker Scharte
Unser Abstieg: Die Lübecker Scharte
Soviel zum Thema Klimaerwärmung...
Soviel zum Thema Klimaerwärmung…
Die Sulzenauhütte liegt ziemlich malerisch
Die Sulzenauhütte liegt ziemlich malerisch
Blick von der Mairspitze zum Auto im Tal
Blick von der Mairspitze zum Auto im Tal

Fazit

Wer einen relativ einfachen Einstieg in die Welt der Sommerhochtouren sucht, findet Ihn sicherlich auf dieser Tour. Lasst euch bitte nicht darüber täuschen, dass wir so gute Bedingungen hatten. Eispickel, Seil und Steigeisen gehören trotzdem in den Tourenrucksack. Auch wenn Sie die meiste Zeit unbenutzt bleiben! Dies hat auch ein Spaltensturz unterhalb des Zuckerhütls bestätigt, den wir mehr oder weniger live verfolgt haben. Laut Presse ging er glimpflich aus. Aber es zeigt, dass man trotzdem immer wachsam bleiben sollte.

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