Einen Ski selber bauen, von dieser Idee hörte ich vor rund 5 Jahren das erste mal. Damals habe ich es noch als ein schöne Idee ohne große Zukunft abgetan, vor allem, weil mir ganze viel zu teuer erschienen ist und ich der Meinung war, dass ein Handgemachter Ski niemals die Qualität eines Industriell gefertigten Exemplaren erreichen kann.
Diese Meinung blieb bestehen, bis ich vor ein paar Wochen im Rahmen eines Urlaubs in Zwiesel am Glasberg Florian und Pavla kennengelernt habe. In Ihrem gemütlichen kleinen Restaurant am Fuße des kleinen Ski-Übungshanges waren jede menge Holzski die sofort meine Aufmerksamkeit hatten. Ansprechend Schön, Außergewöhnliche Formen und ein Gewicht, dass selbst bei teuren Serienskis seines gleichen sucht. Schnell kamen wir ins Gespräch und es stellte sich raus, das Florian diese Ski alle in Handarbeit, nicht weit vom Glasberg entfernt, im Tschechischen Špicak selbst baut.
Meine Neugier war geweckt und da ich obendrein auf der Suche nach einem neuen Tourenski war, wollte ich das Experiment wagen. Zudem war der Preis absolut im Rahmen, vergleichen mit einem Serienski der im Fachhandel bezogen wird. Doch dazu später mehr.
Zwei Optionen zum Traumski
Zwei Wege führen zum Ski. Erstens, man bestellt bei Florian quasi seinen Wunschski. Nach ein paar Fragen zum Fahrverhalten, Einsatzzweck und den Vorstellungen des Fahrers baut Florian den Ski und schickt Ihn dem Kunden zu, Bindung und Felle können gleich mitbestellt, oder ggf. Selbst montiert und zugeschnitten werden. Das ganze dauert in der Regel zwei Wochen, danach kann man seine neue Errungenschaft gleich ausgiebig Testen.
Die zweite Option ist ein Wochenendworkshop in dem man sich seien Ski unter Florians Fachkundiger Aufsicht selbst bauen kann. Hier erfährt man deutlich mehr Details zum Aufbau eines Skis und die Funktionsweise der Verscheiden Materialien. Obendrein kann man sich den Ski komplett frei gestalten und hat somit ein absolutes Unikat in den Händen. Für mich war klar: So etwas möchte ich! Noch in Zwiesel besprechen wir schon die ersten Details.
Planungen
Das zweite Märzwochenende sollte der Termin werden an dem ich Florian in Špicak besuche und wir meinen Ski bauen. Vorher gilt es jedoch noch einige Parameter zu klären. Wir sprechen bereits vorab ein paar Mögliche Optionen wie mein Ski aufgebaut werden soll, hier ist vor allem der Einsatzzweck wichtig. Schließlich hat ein Ski der auf der Piste gefahren wird einen anderen Aufbau als der eines reinen Tourenskis. Grundsätzlich waren wir uns schnell einig, dass lag vor allem daran das Florian geduldig alle Fragen klärt und einen immer mit den nötigen Hintergrundwissen versorgt.
Das einzige worum ich mich selbst kümmern musste, waren Bindung, Harscheisen und Felle. Hier hatte ich schnell einen Favoriten im Auge, von dem ich schon viel gutes gehört habe. Die ATK Raider 12 2.0 sollte es werden. Als Fell wollte ich wieder ein sogenanntes Adhäsionsfell. Damit hatte ich in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen gemacht und warum sollte man bewährtes Aufgeben? Da MP Sports die Gecko Felle nicht in der gewünschten Breite nicht liefern konnte, habe ich ein Kohla Vacuum Base Zero Bestellt.
Selbstverständlich sollte man Bindung und Felle dem Einsatzzweck entsprechend Kaufen. Vor allem empfiehlt es sich, dringend vorab mit Florian über die Mittelbreite des zu bauenden Skis gesprochen zu haben. Sonst wird es bei der Bindungsmontage Spannend, wenn die Stopper oder Harscheisen nicht passen, oder die Felle zu schmal, oder zu kurz/lang sind.
Jetzt gehts los
Freitag Mittag ging es mit der Familie los in Richtung Tschechien. Vor-Ort angekommen sind wir freundlichst Willkommen geheissen worden. Wir hatten das Glück, dass wir gleich das AirBNB von Florian und Pavla beziehen konnten. Dieses liegt quasi Vis-à-vis zur Werkstat und in Reichweite des Skiliftes, so dass die Familie auch eine Beschäftigung hatte, während ich am Ski bastel. Am Freitag hat uns Florian noch die Werkstatt und einige seiner Schätze gezeigt. Nur soviel, es ist beeindruckend was alles möglich ist, wenn man Ski selber baut. Sein letztes Stück war ein 205cm Langer Ski mit einer Mittelbreite von 125mm der gut sichtbar in Werkstatt platziert war.
Während wir die unterschiedlichsten Ski und Kiteboards bewunderten, haben wir uns über das Kernholz meines Skis unterhalten. Prinzipiell ist hier alle möglich, es kommt halt darauf an was der Fahrer möchte. Auch hier steht Florian aber mit Rat und Tat zur Seite. Letztendlich haben wir uns für einen Bambus Kern entschieden. Leicht und dennoch sehr Stabil und Laufruhig waren die Argumente die mich überzeugt haben. Optisch wollte ich den Ski noch mit einem anderen Oberflächenholz versehen. Mein Plan war ursprünglich Olivenholzoptik, dieser ist jedoch schnell verworfen worden, da ich Kernesche als Furnier deutlich ansprechender fand. Den Abschluss am Freitag bildete die Diskussion welche Skilänge und welcher Taillierung es werden sollte.
In meinem Fall haben wir uns Grob an meinem Vorgängerski Orientiert. Ein Hagen Wai-Flow, 173cm Lang und einer Taillierung von 130-87-117. Der neue würde etwas länger und unter der Bindung etwas Breiter werden.
Sägen, Schleifen, Feilen
Am nächsten morgen ging es früh los. Zuerst wurde der Rohling ausgeschnitten und entsprechend auf einer festen Unterlage fixiert. Dieser ist die Schablone für die Beläge die im zweiten Schritt mithilfe einer Oberfräse geschnitten werden.
Im Anschluß werden die Kanten an die Beläge angepasst und zurechtgebogen und geschnitten. Um einen optimalen Halt zu gewährleisten und später weniger Aufwand durch herumfliegende Kanten zu haben werden sie gleich mit Kleber an den Belägen fixiert.
Danach ist der Skikern an der Reihe. Das Bambus wird als große Platte geliefert. Diese wird zuerst grob auf Länge geschnitten und anschließend mit der Oberfräse entsprechend in Form gebracht. Hierzu hat Florian sich einen kleinen Tisch gebaut der Links und Rechts Aluprofile montiert hat. Diese geben den Dickenverlauf des Skis und damit den Flex vor. Also von der Mitte des Skis zu den Enden hin immer dünner werdend. Hier merkt man zum ersten Mal wie Hart Bambus wirklich ist. Die Oberfräse hatte ordentlich zu tun!
Die letzten Schritte vor dem eigentlich kleben sind schnell erledigt. Mithilfe der Beläge suche ich mir auf dem Furnier ein entsprechendes Muster aus. Jetzt müssen die Glasfasermatten und die Carbonverstärkungen geschnitten werden, so dass später beim Kleben keine Zeit verloren geht.
Sandwich bauen
Der Teil der nun folgt ist der, wo nicht getrödelt werden darf. Florian mischt ein Epoxid-Harz an, welches die einzelnen Teile meines Skis zusammenhalten soll. Dieses Harz härtet aber bereits nach 45min an. Somit müssen wir beim zusammenkleben ein wenig Gas geben.
Nachdem das Furnier ebenfalls bestens mit Harz getränkt ist, verpacken wir den Ski mit Hilfe diverser Folien um ihn in den nächsten 12h im Vakuum-Ofen zu backen. Hierbei härtet das Harz vollends aus und durch das Vakuum wird obendrein das überschüssige Harz aus dem Ski gezogen. Das hat Wiederrum Vorteile beim Gewicht.
Kleiner Funfact von Florian: In der Industrie wird im Schnitt pro Ski rund 1kg Harz verwendet. Bedingt durch die Tatsache, das hier der Ski in eine Presse kommt, bevor er gebacken wird bleibt dieses Harz nahezu vollkommen im Ski. Wir hingegen haben bei meinem Ski rund 700gr Harz verwendet, wovon einiges wieder durch das Vakuum herausgezogen wurde.
Sägen und Schleifen
Am nächsten morgen kann ich es kaum erwarten den Ski endlich auszupacken!
Im nächsten Schritt werden die noch zusammenhängenden Skier mit der Stichsäge voneinander getrennt. Dann kommt die Feile zum Einsatz um die Kanten und Seitenwagen vorzuschleifen. Den Restlichen Schliff erledigt Florian dann auf der großen Schleifmaschine.
Noch sind wir aber nicht fertig, zum Finish gehören noch zwei Aufkleber die ich mir gewünscht habe. Diese werden mithilfe eine Thermosublimationsdruckers vorher gedruckt und dann unter einer Schicht Epoxid Top Coat auf dem Ski verewigt. Das ganze muss natürlich auch nochmals für 2h in den Ofen.
Der Abschluss findet ohne mich statt, im letzten Schritt werden die Beläge und Kanten geschliffen und von Kleberesten befreit. Dies geschieht aber auf dem Großen Industrieschleifer der in Zwiesel steht und wird von Florian am darauffolgenden Montag erledigt.
Fazit
Es ist eine wundervolle Erfahrung einen Ski selbst zu bauen. Man lernt unendlich viel über die verschieden Möglichkeiten das Fahrverhalten mit ein paar Kleinigkeiten zu verändern. Vor allem, wenn man einen guten Lehrer wie Florian hat.
Wer jetzt denkt, ich hab zwei linke Hände, das würde ich ja niemals in Eigenregie schaffen, der irrt. Wenn es brenzlig wird, legt Florian selbst Hand und man bekommt auch immer vorab ein Stück zum üben.
Was das ganze kostet?
Ganz einfach: Ein ganz normaler All-Mountain Ski wie ich Ihn jetzt bei Florian gebaut habe kostet 599,- Euro. Hinzukommen extras wie die Aufkleber, die er selbst zukaufen muss und das Furnier. Das könnt Ihr aber auch selbst mitbringen, redet hierfür einfach mit Florian. Falls Ihr besondere Wünsche hab, wie zum Beispiel einen reinen Carbonski wird es natürlich teurer. Aber im Vergleich zum Ski von der Stange immer noch Verhältnismäßig.
Ach ja, die Fakten zu meinem neuen Ski:
175cm lang, Taillierung: 132-92-120 und ein Gewicht von 1080gr pro Ski inkl. Bindung.
Jetzt freue ich mich schon darauf Ihn endlich Live zu testen!
Update:
Leider ist Flo Hollmann im August 2019 bei einer Radtour viel zu früh von uns gegangen. Ruhe in frieden und nochmals danke für alles!