Der Skitourenwinter war in dieser Saison für mich nicht sonderlich ergiebig. Eine Handvoll Touren, mehr war nicht drin. Zeitmangel, Schneemangel, Tourenpartnermangel und das Wetter machte alle guten Hoffnungen zunichte.
Umso mehr freute ich mich, dass für das geplante Hochtourenwochenende die Zeichen gut standen. Einzig der Schnee machte unsere ursprüngliche Planung, die Hohen Tauern unsicher zu machen, zunichte. Also musste schnell eine Alternative für 4 schöne Tage her, die war schnell gefunden: Silvretta.
Montags ging es nach Galtür. Die Anreise über den Fernpass verlief aufgrund des Wochentages relativ Problemfrei und wir standen um 10:00Uhr am Parkplatz des Sportzentrums von Galtür. Von hier aus ging es rund 500m mit den Skiern auf dem Rücken in Richtung Jamtalhütte. Der Anstieg durch das Jamtal ist lang und recht eintönig. 10km und rund 600 Höhenmeter später sind wir endlich auf der Hütte angekommen. Reichlich gargekocht von der hell am Himmel stehenden Sonne. Dies hatte auch zur Folge, dass ich mir schon beim Zustieg die ersten Blasen gelaufen habe. Auch sonst waren meine Skistiefel nicht das, was sie sonst immer waren. Nämlich Bequem.
Die Hütte selbst ist recht unspektakulär. Allerdings kam es uns so vor, als wären alle Mitarbeiter hier recht gestresst. Dies mag allerdings daran gelegen haben, dass die Hütte bis auf den letzten Platz voll belegt war.
Tag 1: Haagspitze (3029m) und Rauher Kopf (3101m)
Nach dem Frühstück, welches auf der Jamtalhütte von 07:00 bis 08:00 Uhr serviert wird, ging es am Dienstag in Richtung Haagspitze. Dazu musste ein netter Lawinenkegel überwunden werden. Der restliche Teil der Route war relativ entspannt. Einzig der Anstieg zur Gipfelscharte war bedingt durch die Steilheit von mehr als 35 Grad und den hartverprassten Schnee kurzeitig aufregend. Meine Füße waren jetzt schon hochgradig beleidigt. Ich hatte das Gefühl einen Schuh zu tragen, der mir zwei Nummern zu klein war. Aber es hieß jetzt: Zähne zusammenbeißen und weiter. Weiter heißt in unserem Fall: Abfahrt nach Norden. Der Schnee war, wie zu erwarten, nicht der beste. Wir hatten allerdings die Hoffnung, dass sich das mit steigender Tageszeit bessern würde. So machten wir uns also auf in Richtung Rauher Kopf.
Nach einer gefühlt ewigen Traverse und einem kurzen Anstieg standen wir auch schon am Skidepot. Hier war für mich dann auch Schluss. Klettern wollte ich mit meinen Füssen an dem Tag nicht mehr. Mein Partner hat es sich allerdings nicht nehmen lassen und ist die letzten 150 Höhenmeter zum Gipfel geklettert. Wieder zurück machten wir uns an die Abfahrt in Richtung Wiesbadener Hütte. Das hatte den Vorteil, dass wir südwestseitige Hänge hatten und der Schnee zumindest stellenweise sehr schön zu fahren war. Die Wiesbadener Hütte ist ein wenig Größer als die Jamtalhütte und trotz der Vollbelegung war das Hüttenpersonal sehr zuvorkommend und freundlich.
Tag 2: Piz Buin (3312m) und Silvrettahorn (3244m)
Frühstück auf der Wiesbadener ist von 6:00 bis 8:00. Durch die sehr sicheren Verhältnisse und die daraus resultierende Möglichkeit, den Tag länger nutzen zu können, machten wir uns erst gegen 8:00 auf den Weg zum Piz Buin, dem Skigipfel in der Silvretta!
Die Tour war kurzweilig, über den Grünen Kopf ging es schnell auf den Gletscher (Seilfrei, Spalten waren Geschlossen), über dessen Becken hinauf zur Buinlücke. Hier wurden Ski gegen Steigeisen und Pickel getauscht und die letzten Meter unschwierig zum Gipfel geklettert. Auch hier haben meine Füße zwar rebelliert, aber diesen Gipfel wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Nach dem Abstieg hatten wir noch jede Menge Zeit, so dass wir uns entschlossen, den Ochsengletscher zu traversieren und in Richtung Silvrettahorn aufzusteigen. Beim Skidepot habe ich abermals meinen Partner ziehen lassen und meine Füße entspannt. Die Abfahrt war passabel. Mit einem kleinen Gegenanstieg ging es wieder in Richtung Wiesbadener Hütte.
Tag 3: Dreiländerspitze (3197) und Hintere Jamspitze (3156m)
Neuer Tag, neues Glück. Oder wenn man meinen Füßen glauben darf: neuer Horror. Es ging zuerst auf die Dreiländerspitze, der Weg dorthin ist schnell erledigt. Einzig der letzte Hang vor dem Skidepot war nur mit Harscheisen zu bewältigen. Um ehrlich zu sein, hätte dieser auch leicht nur mit Steigeisen begangen werden können, so hart verprasst war der Schnee. Nach dem Skidepot gestaltet sich die Kletterei zum Gipfel recht Luftig, aber nie richtig schwer.
Nach dem Abstieg erfolgte eine kurze Abfahrt. Schließlich mussten wir über die Tiroler Scharte in Richtung Hinter Jamspitze weiter. Die Scharte selbst ist nicht mehr mit Skiern passierbar. Wir mussten die letzten rund 30 Höhenmeter mit Steigeisen und Pickel zuerst über Trittschnee, dann aber über stellenweise blankes Eis/Stein Raufpickeln. Der restliche Anstieg zur Jamspitze war schnell erledigt. Brotzeit bei schönstem Sonnenschein, was will man mehr? Die Abfahrt hinunter zum und durch das Jamtal war nicht wirklich ein Genuss. Es gab zwar hier und da einen schönen Hang, der Großteil war aber mit einem festen Harschdeckel versehen und/oder extrem zerfahren. Zudem haben meine Füße mittlerweile jede Kommunikation mit mir abgebrochen und einen direkten Draht zu meinem Schmerzzentrum eröffnet.
Drei Tage in der Höhe und schon mussten wir rund 1,5km zum Auto laufen. So sehr hat die Sonne im Tal dem Schnee zugesetzt.
Fazit
Die Silvretta ist ein wunderschönes Tourengebiet. Die Touren sind kurzweilig da die Hütten recht hoch und günstig liegen zudem sind die Wege sehr kurz. So kann man in kurzer Zeit viele Gipfel sammeln und hat dabei alles was zu einer Skihochtour gehört: Gletscher, Kletterei und viel Luft unterm Hintern :) Den Anstieg über das Jamtal würde ich mir allerdings bei einem weiteren Besuch sparen und direkt über die Bieler Höhe aufsteigen, das erspart einige Kilometer zustieg… Auch wünsche ich mir für das nächste Mal, dass meine Füße nicht mehr so gequält werden. Dazu werden wohl oder übel ein paar neue Skitourenstiefel fällig.