Da unser gemeinsamer Sommerurlaub leider etwas kürzer ausfallen musste, haben wir kurzerhand beschlossen, nochmals nach ins gut erreichbare Slowenien zu reisen und unter anderem den Triglav zu besteigen. Als höchster Berg Sloweniens sicherlich ein Lohnenswertes Ziel.
Am 16. August ging es für uns von einem kleinem, aber sehr empfehlenswerten Campingplatz in Dovje in Richtung Vratatal zum Parkplatz am Aljazev Dom mitten im Nationalpark Julische Alpen. Die Reise dorthin entpuppt sich, typisch Slowenisch, als eine mehr oder weniger befestigte 10km lange Straße mit stellenweise 20 Prozent Steigung. Mit dem Wohnmobil war das ganze machbar, ist aber nur bedingt zu empfehlen – bei Gegenverkehr bleibt kaum Spielraum für etwaige Verkehrsmanöver.
Kaum ist die Straße zu Ende, steht man auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz (5,- Euro, egal wie lange man bleibt) und kann auch schon losmarschieren.
So machten wir uns um halb neun am Morgen auf den Weg. Aufgrund diverser Recherchen hatten wir beschlossen die West-Ost Überschreitung des Triglav anzugehen. Das heißt: Aufstieg zum Luknja Pass, von dort über den Bambergweg und den Gipfel Sfinga zum Gipfel des Triglav. Von dort dann Abstieg über den kleinen Triglav zur Dom Planika, wo wir übernachtet haben.
Somit hatte die Tour im Aufstieg am ersten Tag knapp 2100 Höhenmeter, was man nicht unterschätzen sollte. Die technischen Herausforderungen der Tour halten sich allerdings in Grenzen, bis auf ein paar ausgesetzte Stellen gab es für uns eigentlich keine Schwierigkeiten. Zur Not sind auch diverse Seilversicherungen und Drahtstifte vorhanden. Wer also nicht trittsicher oder schwindelfrei ist, sollte unbedingt ein Klettersteigset mitnehmen!
Es ist auch ein kleines Schneefeld zu queren, dafür aber Steigeisen mitzunehmen wäre übertrieben. Wer unsicher ist, nimmt ein paar Grödel mit, das reicht vollkommen.
An den Wochenenden gibt es auf dem Gipfel jemanden, der Radler, Bier und Limo verkauft (alles rund sieben Euro). Anja hat das Angebot gleich dankend angenommen.
Im Gegensatz zum Aufstieg über die Westseite, ist der Abstieg über die Ostseite fast durchgehend mit Seilen versichert. Hier macht sich deutlich bemerkbar, dass von hier aus die meisten Gipfel-Aspiranten von den Hütten aus zum Gipfel steigen.
Dom Planika ist nach rund einer Stunde erreicht.
Die Hütte ist sauber und in Ordnung, allerdings sollte man sich damit abfinden, dass es auf dieser Höhe kein fliessendes Wasser gibt und die sanitäre Situation sich somit auf zwei Plumpsklos für rund 80 Personen beschränkt… Die Übernachtung selbst hat uns rund 20 Euro gekostet. Hinzu kommt ein Essen (rund zehn Euro p.P.) und das Frühstück für sechs Euro p.P.
Hinweis: Entgegen anderslautenden Informationen im Netz, ist es sehr wohl möglich auf der Dom Planika zu reservieren!
Am nächsten Morgen sind wir noch zur Triglavski Dom gewandert und von dort aus über die Dom Stanica und den Pragweg abgestiegen.
Der Abstieg über den Pragweg ist ebenfalls technisch vollkommen problemfrei. Es gibt lediglich eine kleiner Kletterstelle durch ein Wandstück. Diese ist aber mehr als ausreichend durch Stifte und Seile abgesichert. Allerdings ist das Tragen eines Helmes während der gesamten Tour obligatorisch! – zu groß ist die Gefahr von herabstürzenden oder losgetreten Steinen getroffen zu werden.
Alles in allem eine sehr schöne Tour, jedoch darf man nicht erwarten, hier alleine zu sein, laut einer Legende muss jeder Slowene mindestens einmal in seinem Leben auf dem Triglav gestanden haben und es gibt anscheinend viele davon…
Nun klettern und steigen meine besser Hälfte und ich schon seit einiger Zeit auf viele Berge, aber auf der Zugspitze, dem höchsten Gipfel Deutschlands, waren wir bisher noch nie. Zeit also, das zu ändern. Allerdings war die Tour von ein paar Ereignissen geprägt, die mich nachdenklich gestimmt haben.
Am Pfingstsonntag ging es um fünf Uhr von Weißenburg aus nach Hammersbach auf eine Höhe von 770m. Die Aufstiegsroute verlief über das Hölltalklamm, die Hölltalklamm und über den Hölltal-Klettersteig zum Gipfelkreuz.
Da die Hölltalangerhütte dieses Jahr renoviert wird, hat der Wanderer auf dem gesamten Aufstieg – immerhin 2224 Höhenmeter – mit Ausnahme der Klammeingangshütte keine Möglichkeit sich zu verpflegen oder zu übernachten.
Um acht Uhr sind wir in Hammersbach am Parkplatz (4 Euro pro Tag) gestartet. Die ersten Stunde wanderten wir einen Forstweg stetig steigend ins Tal hinein.
Ehe man sich versieht, steht man am Eingang der Klamm (1047m). Hier werden für Mitglieder des Alpenvereins ein Euro Eintritt fällig. Diese werden zum Erhalt der Infrastruktur verwendet, Nichtmitglieder zahlen vier Euro.
In der Klamm war es wegen des vielen Schmelzwassers sehr nass. Wer an diesem Tag nicht durch das herabtropfende Wasser der umliegenden Felswände völlig durchnässt werden wollte, durchschritt die Passage möglichst rasch.
Nach der Klamm ging es noch ein paar Minuten weiter Bergauf. Bald erreichten wir die Baustelle wo zuvor einmal die Hölltalangerhütte (1381m) gestanden hat – die Neueröffnung ist für 2015 geplant.
Vor dort aus geht es über deutlich alpineres Gelände zur ersten kleineren Steigpassage. Diese ist relativ harmlos und sehr gut mit Drahtseilen und Stahlstiften gesichert.
Die Kletterei war schnell vorbei, weiter ging es über viel Schotter über einen kleinen Pfad zum Hölltalferner. An diesem angekommen hieß es für uns: Steigeisen anziehen! Es lag noch sehr viel Schnee auf dem Gletscher, so dass die Spalten geschlossen waren – aber sicher ist sicher. Am Gletscherrand trafen wir auch auf weitere Aspiranten für den Gipfel, ein Team aus drei Kletterern aus Tschechien, eine Seilschaft von Sieben aus Polen und jeweils zwei Duos aus Deutschland.
Der Gletscher selbst ist unspektakulär, leicht geneigt geht es nach oben in Richtung Fels, zuletzt nochmals ein wenig steiler, aber nichts was erfahrene Kletterer absichern müssten. Eine der Schlüsselstellen der Tour ist der Übergang vom Gletscher zurück an den Fels – die sogenannte Randkluft (auf etwa 2400m).
Wegen der Schneeschmelze war der Gletscher nicht mehr direkt mit dem Fels verbunden und es musste eine “Spalte” von rund einem Meter Breite überwunden werden. Dies war aber bei uns nicht der Fall, der Schnee reichte nahezu bis an den Fels, die Kluft war mit 10–15cm Breite noch angenehm klein und die Schneebrücken machten auch noch einen stabilen Eindruck. Leider verlor ein Mitglied meiner Gruppe hier ein Steigeisen, dieses ist beim Ausziehen leider genau in eines der Schneelöcher der Randkluft gefallen.
Das sollte leider nicht das einzige Problem an diesem Tag bleiben…
Blockaden im Steig
An der Randkluft hörten wir auch zum ersten Mal von Problemen im oberen Teil des Steiges. Zwei Bergsteiger kamen von oben wieder herunter und berichteten, dass etwa 25(!) Personen im letzten Teil des Steiges feststecken würden – sie hätten kein Seil, keine Steigeisen, oder schlicht gar nichts dabei. Da das Sicherungsdrahtseil aber unterhalb des Schnees lag und somit keinerlei Sicherungsmöglichkeit bestand, würden Sie sich nun weder vor noch zurück trauen. Nach kurzer Beratung mit meiner und auch mit den anderen Gruppen – alle nachkommenden hatten jeweils ein Seil und entsprechende Ausrüstung dabei – wurde beschlossen weiter aufzusteigen und zu schauen, ob wir nicht irgendwie helfen können.
Der zweite Teil des Klettersteiges ist, ähnlich wie der erste, vom technischen Anspruch recht anspruchslos. Einzig die Ausgesetztheit an einigen Passagen lässt manche ein wenig tiefer durchatmen. Was noch erschwerend hinzukam war die Tatsache, dass auch schon im unteren Teil einige Passagen des Drahtseiles noch unter der Schneedecke lagen und man somit Seil- und Sicherungsfrei gehen musste. Das erfordert ein wenig Konzentration und Wachsamkeit, ist aber in der Regel kein Problem. Dachte ich zumindest.
Wir waren etwa 200hm unterhalb des Gipfels und konnten die Szenerie oberhalb von uns gut beobachten. Die Bergwacht war mittlerweile alarmiert worden und hatte begonnen, die Personen, die im Schneefeld hängen geblieben waren per eingerichteter Seilwinde zu bergen, als hinter uns ein lauter Schrei zu vernehmen war.
Einer der polnischen Bergsteiger war an einer ungesicherten Stelle abgerutscht, rund 15 Meter in die Tiefe gestürzt und lag nun regungslos auf einem kleinen Absatz. Nach kurzer Absprache mit dem Rest der polnischen Gruppe und den nachfolgenden Bergsteigern wurde uns signalisiert, dass versucht wird, den Verletzten zu bergen, der mittlerweile wieder bei Bewusstsein war. Der Ort des Geschehens war von uns aus gesehen recht weit weg und es waren genug Personen vor Ort, so dass wir erst mal abgewartet haben was passiert. Zudem konnten wir von unsere Position aus sowohl mit der Bergwacht, die ja oberhalb zugange war, als auch mit den Gruppen am Ort des Geschehens kommunizieren. Die Bergwacht hat auch gleich gefragt, was los sei und ob Hilfe benötigt würde. Dies wurde nach einigem hin und her (leider spricht keiner von uns Polnisch) bejaht und es wurde der Heli verständigt.
Zwischenzeitlich war der Verunfallte schon wieder auf dem Steig und wurde versorgt. Zum Glück hatte er nur ein paar Schürfwunden und einen Schock – er wollte nämlich gleich weiter aufsteigen. Nachdem ihm aber klargemacht wurde, dass bald der Heli seinetwegen hier erscheinen würdem hat er wohl den Ernst seiner Lage verstanden.
Nach weiterer Absprache mit der Bergwacht wurde vereinbart, dass wir alleine weiter zum Gipfel aufsteigen würden. Schließlich hatten wir ja genug Seile dabei – weit gefehlt, was ich bis dato nicht wusste: das Seil der polnischen Bergsteiger war nämlich mit in die Tiefe gestürzt und nicht mehr erreichbar.
Also mussten wir uns mit zwei 15 Meter und einem 30 Meter und insgesamt 13 Leuten den Weg zum Gipfel erarbeiten. Dies haben wir durch die Einrichtung von Fixseilen realisiert, die immer, wenn sich ein Sicherungspunkt ergeben hat, eingerichtet wurden. Letztendlich haben wir für die letzten 150 Höhenmeter zum Gipfel fast vier Stunden gebraucht. Normalerweise wäre die gleiche Strecke in rund 30 Minuten zu bewältigen gewesen. Sie war zwar voller Schnee und Sicherungen waren nur sporadisch vorhanden, aber mit Steigeisen und Pickl ist das ein recht einfaches Unterfangen, sofern man sicher auf seinen Füßen steht.
So standen wir letztendlich um 20 Uhr am Abend am Münchner Haus und wurden dort gut bewirtschaftet. Ein kurzes Gespräch mit dem Hüttenwirt brachte zutage, dass das, was wir erlebt haben keine Ausnahme war, sondern die Regel!!!
Was bleibt
Ist erneut die Erkenntnis, dass viele “Bergsteiger” die alpinen Gefahren vollkommen unterschätzen und meinen, dass solch eine Unternehmung ein einfaches Unterfangen sei. Dazu kommt, dass selbst wenn ein wenig Material vorhanden ist, mit diesem kaum oder gar nicht richtig umgegangen werden kann. Standplatzsicherung, ein einfacher Prusik? – Fehlanzeige! Zugegeben, die Situation ist natürlich eine andere wenn man gerade gesehen hat, wie ein Mensch fast zu Tode gekommen ist. Aber gerade dann sollte man seine Sieben Sinne beisammen halten und zumindest die Selbstsicherung beherrschen. Also, hier nochmals der Aufruf an alle, die irgendwann mal planen ins Gebirge zu gehen:
Macht euch mit den Bedingungen vor Ort vertraut, wir hatten z.B. den DAV in GAP angerufen und gefragt wie es am Steig ausschaut.
Nehmt entsprechende Ausrüstung mit, nur weil irgendjemand, irgendwo im Internet geschrieben hat, dass ‘Er’ das ohne gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass Ihr das auch könnt. Jeder hat irgendwann mal ein kopfmäßiges Tief und ist froh, wenn in solch einer Situation ein Seil, oder eine Sicherungsmöglichkeit in Form von Bandschlingen o.ä. vorhanden sind.
Zumindest ein kurzes Seil sollte bei den meisten Touren im Gepäck sein.
Schaut euch den Wetterbericht an, an diesem Wochenende waren es selbst auf >2500hm noch über 30Grad in der Sonne, somit ist die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit enorm wichtig!
Hört auf euren Körper – niemand sollte euch böse sein, wenn Ihr körperlich oder seelisch nicht mehr in der Lage seid weiterzugehen. Lieber frühzeitig Bescheid geben, als im Nachhinein die Gruppe unnötig durch eine unüberlegte Handlung in Gefahr zu bringen.
Besucht Kurse und Fortbildungen. Der DAV bietet regelmäßig Grundkurse im Fels und Eis an. Hier werden die Grundlagen für sicherheitsbewusstes verhalten im Gebirge gelehrt.
Ich hoffe, dass diejenigen die diesen Artikel lesen, sich nochmals Gedanken machen, ob die geplante Tour auch wirklich das Richtige ist. Schließlich wollen wir doch alle wieder gesund und munter vom Berg herunterkommen.
PS: Auch die Bergwacht hat über den Pfingstsonntag einen Bericht verfasst.
Anfang September waren wir nochmals für zwei Tage im Engadin auf Hochtour unterwegs, diesmal sollte der Piz Bernina über den Biancograt und der Piz Palü überschritten werden. Ein paar Impressionen von den beiden Tourentagen möchte ich Euch nicht vorenthalten.
Von Pontresina aus ging es durch das Val Roseg hinauf zur Tschiervahütte auf 2573m.
Das morgige Ziel: der Piz Bernina.
Es ging recht spät los, wir sind erst um 05:25Uhr aufgebrochen. Zuerst über Geröll und später über eine kleine Schneeflanke zum ersten Grat: den Fuorcla Prievlusa hinauf. Ab hier musste ein kurzes Kletterstück gemeistert werden, um auf den Biancograt zu gelangen.
Der Biancograt ist eine beeindruckende Erscheinung, ein wunderbare Firngrat der einfach zu begehen ist, sich aber dennoch in die Länge zieht. Nicht umsonst wird dieser Grat auch als “Stairways to Heaven” genannt.
Oben angekommen steht man auf dem Gipfel des Piz Bianco. Danach folgt der schwierigste Teil der Tour, der Übergang vom Piz Bianco auf den Piz Bernina.
Hier sind einige Kletterpassagen im II. bis III. Grad zu bewältigen und es wird absolute Schwindelfreiheit gefordert. Um Zeit zu sparen sind wir dieses Stück seilfrei geklettert.
Insgesamt gibt es zwei Abseilstellen die man auch gerne in Anspruch nimmt.
Der letzte Anstieg zum Gipfel.
Um 12:00Uhr waren wir dann endlich am Gipfel.
Der Abstieg erfolgte über den Spallagrat, der dank mehrmaligem Abseilen auch relativ schnell erledigt war.
Gegen 17:30 Uhr sind wir auf der Marco e Rosa (3609m) angekommen.
Am nächsten Morgen ging es gemütlich in Richtung Piz Palü los.
Nach ca. 1,5h erreichten wir einen Felsgrat, bei weitem nicht so ausgesetzt wie am Vortag, der aber nochmals Kletterfähigkeiten und Schwindelfreiheit gefordert hat.
Die weitere Tour verlief relativ unspektakulär über viel Eis und Schnee zum Gipfel.
Der Piz Palü hat drei Gipfel, wobei der Hauptgipfel nicht gleich der Höchste ist. Im Anschluss sind wir über die Diavolezza ins Tal abgestiegen (langer Hatscher!) und wieder nach Hause gefahren.