Im Land der Ostfriesen

Endlich wieder Urlaub, endlich raus aus den eigenen Vier-Wänden. Corona sei dank hatten sich viel Frust und eine Art Lagerkoller breit gemacht, sodass im Juni 2020 alle in unserer Familie reif waren für eine Auszeit.

Dank Martins Tipp ging es diesmal für rund 10 Tage in Deutschlands Norden, ins Land der Ostfriesen.

Die Reise Beginnt

Die Anreise verlief problemlos, wir hatten einen Zwischenstopp in NRW, wo wir die entfernter wohnenden Familie besucht haben. Das hat den Vorteil, das die Kinder „nur“ 2×4h anstatt einmal 8h am Stück im Auto sitzen müssen.

Wir waren untergebracht in Neßmersiel einem, sehr kleinen, Dorf in der Nähe von Norddeich. Die genaue Unterkunft lasse ich an dieser Stelle unerwähnt. Warum? Lest später mehr.

Warum nicht eine der Ostfriesischen Inseln, wie Baltrum, Juist usw.?

Wir wollten flexibel sein. Der Plan war vom Festland aus per Fähre die Inseln anzufahren und dort auch zu nächtigen. Dank Corona war dies aber leider nicht möglich. Erst zum Ende unseres Urlaubs wurden Tagesgäste auf den Inseln zugelassen.

Das hätte für uns jedoch bedeutet: rund 50,- Euro für ein Fährticket. Für max drei Stunden Aufenthalt auf den/der Insel. Jeder der mit zwei kleinen Kindern unterwegs war weiß sofort, dass das nicht wirklich lohnenswert ist und in mehr Stress ausartet, als dass es was bringt.

Tag 1 – Neßmersiel erkunden

Neßmersiel ist wirklich klein und unspektakulär. Das war uns nicht erst vor Ort klar, sondern bereits vorab. Aber so schlimm?

Ein Bäcker (Na ja …) und ein Edeka (Klein, aber gut sortiert) – das muss für das nötigste reichen. Der Rest sind gefühlt Ferienwohnungen und Restaurants.

Der Strand von Neßmersiel ist schön, allerdings sollte eine vierköpfige Familie Kleingeld mit dabei haben, der Strandeintritt (!) kostet 6,7 Euro exklusive Parken, was wir uns dank Anreise per Fahrrad gespart haben.

Leider war an ersten Tag Ebbe, sodass Kind 1 etwas enttäuscht war kein Meer sehen zu können. Eine eigens durchgeführte Wattwanderung hat dann jedoch zur Erheiterung aller beigetragen.

Tag 2 – Norddeich, wir kommen

… und zwar mit dem Rad. Knapp 17 km später waren wir dort angekommen. Meer bei Flut – extrem teurer frischer Fisch – und eine ansonsten extrem touristisch funktionale Stadt haben uns nicht davon abgehalten dort ein paar schöne Stunden zu verbringen. Die Crêpes waren prima, die Kinder am dort frei zugänglichen Strandteil happy – Elternherz was willst Du mehr?

Vielleicht einen Elektroantrieb zurück nach Neßmersiel. Und zwar für Kind 1. Das hat sich zwar Prima auf dem Rad geschlagen, aber gut 40 km waren für 4-jährige Kinderbeine dann doch Zuviel.

Tag 3 – Gretsiel

Wir sind mit dem Auto nach Gretsiel. Für die richtig Fitten ist das auch mit dem Fahrrad von Neßmersiel aus machbar.

Gretsiel ist die Touristenstadt schlechthin. Schön angelegt, aber ansonsten nicht weiter erwähnenswert. Was jedoch erwähnenswert ist, ist zum einen die Eisdiele im Zentrum der Stadt – extrem lecker! Der Kinderspielplatz im Norden der Stadt und Ottos Leuchtturm. Zudem kommt Ihr, wenn Ihr gut zu Fuß, oder dem Fahrrad seid. Oder Euch nimmt ein Bus mit, oder Ihr fahrt gleich mit dem Auto.

Ottos Leuchturm!

Tag 4 – Strandtag in Nessmersiel

Nach zwei Tagen Ausflug war den Kids nach Erholung. Also sind wir nur zum Strand nach Neßmersiel und haben dort Muschel und Quallen gesammelt, sind geschwommen(!) und haben im Watt nach Wattwürmern gebuddelt. Eis vom Kiosk rundete den Tag dann nochmals ab.

Tag 5 – Kleintierpark Werdum

Werdum ist in gut 25min mit dem Auto von Neßmersiel aus zu erreichen. Der dortige Kleintierpark war das Ziel des heutigen Tages. Für kleines Geld bekommt die Familie relativ viel zu sehen und, was noch wichtiger ist, viel Kontakt zu den Tieren im Streichzoo. Zu erwähnen ist das nette Personal dort, das wurde nie müde die Fragen der vielen Kinder mit einer Engelsgeduld und für Kinder verständlich zu beantworten.

Tag 6 – Kutterfahrt Ahoi!

Heute ging es wieder nach Norddeich. Diesmal allerdings mit dem Auto da wir ein Date mit Heiner hatten. Heiner ist der Kapitän der NOR225, ein Krabbenkutter im Hafen von Norddeich. Mit Ihm sind wir auf das Meer zu den Seehundbänken gefahren und haben dabei viel über die Region Ostfriesland und das Wattenmeer gelernt.

Die Fahrt an sich war cool. Allerdings sollte man sich vorab über ein paar Dinge im Klaren sein. Coronabedingt saßen wir während der Fahrt relativ weit auseinander. Wir hatten Glück und hatten den nächstmöglichen Platz zum Sprecher. Andernfalls bekommt man von den Erzählungen wahrscheinlich nur die Hälfte mit. Man muss die ganze Fahrt über auf Kisten sitzen. Für Erwachsene kein Problem, Kinder haben da schon mehr Probleme. Einzig bei den Seehundbänken besteht kurz die Möglichkeit aufzustehen. Bei 2,5h Ausfahrt bleiben vor Ort bei den Seehunden 5min übrig. Gut, man möchte die Tiere auch nicht unnötig stören, allerdings bleibt das Boot auch genau deshalb mehr als 300 m von den eigentlichen Bänken entfernt stehen und wendet dort. Persönlich fand ich das alles etwas abrupt.

Da ganz hinten sind sie: Seehunde!

Tag 7 & 8 – Strandtage

Die Familie wollte sich wieder erholen, wo geht das besser, als bei bestem Wetter am Strand von Neßmersiel?

Programm war entspannt. Highlight sollte ein frischen Fischbrötchen aus dem Dorf werden. Die Betonung liegt auf sollte, es war weder frisch noch lecker, dafür extrem teuer…

Tag 9 – Sehhundauffangstation

Wieder Norddeich, wieder ein anderes Eck. Diesmal sind wir zur Seehundauffangstation. Corona war auch hier ein „Problem“ so kam es, dass wir über 1h Anstehen mussten (zum Glück mit Spielplatzsituation drumherum) für eine gute Stunde in der Station. War es das Wert? Für Erwachse oder ältere Kinder >8 bestimmt. Für uns nicht wirklich. Die Jungen Seehunde sieht man aus der Ferne durch eine Scheibe. Die Präsentation haben wir uns geschenkt, da waren zu viele Menschen in einem geschlossenen Raum… Ansonsten ist es sehr Informativ, wenn man lesen kann, den Text gibt es viel.

Tag 10 – Urlaubsende

Den letzten Tag unseres Urlaubes haben wir am Strand verbracht. Die eigentliche Idee wieder Schwimmen zu gehen haben wir jedoch schnell verworfen. Durch den ungünstigen Wind wurden viele Quallen in die Strandbucht gespült. Diese waren durch die raue See leider nicht gut zu erkennen, sodass man schnell Bekanntschaft mit Feuerquallen machen durfte (nicht schön!)

Fazit

Der Norden Deutschlands ist schon vorzeigbar. Ich bin und bleibe ein Kind der Berge, aber gerade mit kleinen Kindern hat die See schon ihre Vorzüge.

Was mich allerdings extrem verwundert hat, waren die Preise die aufgerufen wurden wenn man essen gegangen ist. Die waren, meiner Meinung nach, für die gebotene Qualität nicht gerechtfertigt.

Dagegen war Texel ein absolutes Schnäppchen und leckerer obendrein…

Urlaub auf Texel

Die Geschichte begann vor rund einem Jahr. Mitten in der Nacht bekam der Nachwuchs seinen ersten Pseudo-Krupp Anfall und wir einen ziemlichen Schreck. Es blieb auch leider nicht bei einem Anfall, so dass wir uns kurzerhand dazu entschlossen haben unseren Sommerurlaub auf der kleinen Insel Texel zu verbringen. Das hilft dem Nachwuchs beim atmen (Meeresluft) und uns hoffentlich ein wenig zu entspannen.

Wunderbar weitläufig - der Strand
Wunderbar weitläufig – der Strand

Gesagt, getan

Via AirBnB haben wir uns ein kleines Chalet gemietet. Dieses liegt in De Koog und somit sehr zentral auf der Insel.

Die Anreise gestaltet sich aus Nürnberg sehr lang. Allerdings hatten wir die Möglichkeit in Nordrhein Westphalen einen Zwischenstopp bei meiner Familie einzulegen. Durch den zweitägigen Stop wurde die Fahrt insgesamt deutlich erträglicher. Vom Rheinland nach Texel sitzt man nochmals gut 3h im Auto bzw. auf der Fähre. Diese fährt von Den Helder nach Texel im halbstündlichen Takt und kostet für einen PKW 37,- Euro für Hin- und Rückfahrt.

Unser Chalet war etwas kleiner als wir es uns vorgestellt hatten. Das einzig wirkliche Problem war die Hellhörigkeit in den Räumen. Da heisst es ruhig sein, sobald der Nachwuchs schläft.

Das Chalet
Das Chalet

Unternehmungen

Natürlich waren wir sehr viel auf der Insel unterwegs, hier eine kleine Auswahl unserer Aktivitäten.

  • Strand: Selbstredend, zwar war die Nordsee im Juni noch nicht zum Schwimmen geeignet, aber zur Abkühlung, zum Sandburgen bauen, oder einfach nur zum Spazierengehen war der Strand hervorragend. Schönste Adresse für uns war Paal 19-21 diese sind von De Koog aus fußläufig zu erreichen.

    Ohne Worte...
    Ohne Worte…
  • Leuchtturm Eierland: Ganz im Norden der Insel. Dank 45m Höhe bietet er selbst dem Nachwuchs genug Sichtweite um fast die komplette Insel überblicken zu können. Eintritt kostet 4,5 Euro p.P. Kinder <3 sind kostenlos. Im Anschluss kann man auch gleich noch einen Abstecher zum dortigen Strand machen. Der ist aber ausdrücklich nicht zum Schwimmen geeignet und extrem weitläufig. Mit einem Kinderwagen hält sich der Spass also in Grenzen. Gleiches gilt übrigens auch für den Leuchtturm. Der Nachwuchs sollte tragbar sein, oder selbst sehr viele, sehr kleine Stufen hinauf, als auch hinab laufen können.

    Der Leuchtturm
    Der Leuchtturm
  • Eis in Labora: Ein komplett automatisierter Bauernhof und Kühe die, obwohl sie an die frische Luft könnten, lieber im Stall bleiben? All das findet man auf dem Labora Hof. Zudem gibt es dort sehr leckeres Eis in ausgefallenen Sorten. Auf dem Gelände sind noch Hühner, Rehe und Kleintiere und zudem ein kleiner Spielplatz, so dass es auch dem Nachwuchs nicht langweilig wird.

    Der Vollautomatische Waschautomat für Kühe.
    Der Vollautomatische Waschautomat für Kühe.
  • Lammetjes knuffelen: Auf Texel gibt es mehr Schafe als Einwohner. Nicht nur, dass man überall auf der Insel welche sieht, man bekommt auch an vielen Höfen die Möglichkeit geboten mit den Tieren zu interagieren. Mit etwas Glück, kann man Ihnen beim Gebären zuschauen. Der Hof auf dem wir waren bietet dazu noch einen kleinen Verkaufsraum mit allem rund ums Schaf, sowie einen großen Spielbereich im Hof. Das heisst der Nachwuchs ist rundum versorgt und bekommt viel zu sehen.
  • De Koog: Laut Wikipedia hat De Koog 1020 Einwohner und rund 20.000 Betten für Touristen. Wer also Einsamkeit sucht ist hier fehl am Platz. Der Stadtkern ist sehr überschaubar und besteht im großen und ganzen aus sehr überteuerter Gastronomie und den üblichen Souvenirgeschäften. Lebensmittel für den Alltag bekommt man im Jumbo, oder im Lidl.
  • Café in De Koog: Coffee and more. Wäre diese kleine Perle, etwas abseits von Stadtkern, nicht gewesen, wir wären aufgrund akuter Unterkoffeinierung verzweifelt. Leckerer Kaffee, guter Kuchen und sehr freundliches Personal zeichnen den Laden aus. Auch der Nachwuchs wurde gerne gesehen, der dafür kreierte „Babycchino“ (warmer Milchschaum) wird auch jedesmal liebevoll anderes verziert. Tipp: Unbedingt die selbstgemachten Pfannkuchen mit Kokos, Honig und Walnüssen probieren!

    Babycchino - Da lacht das Kinderherz!
    Babycchino – Da lacht das Kinderherz!
  • Den Burg: Die „Hauptstadt“ der Gemeinde Texel. Größer als De Koog, aber ansonsten sehr ähnlich. Wer Mitbringsel einkaufen möchte, sollte dies hier tun. Aufgrund der Vielzahl an Geschäften sind die Preise etwas günstiger als in de Koog.
  • Ecomare: Ursprünglich war das Ecomare eine Auffang- und Aufzuchtstation für verletzte, oder alte Meerestiere. Mittlerweile ist ein sehr ansehnliches Museum dazugekommen. Es gibt Robben und Seehunde, viele Vögel und diverses Meeresgetier. Unser Nachwuchs war mit 2 Jahren noch zu klein um die Inhalte des Museums zu begreifen, daher war der Besuch eher auf die Aussenanlagen beschränkt. Bei den Live-Fütterungen gibt es obendrein viel Informatives über die im Ecomare befindlichen Tiere zu hören (Englisch, oder Deutsch auf Anfrage).
  • Selbstpflückgarten: Hier kann man sein Obst selber pflücken: Erd-, Johannis-, Brom- und Himbeeren, aber auch Bohnen. Bei unserem Besuch waren die Erdbeeren vollreif und dementsprechend gut. Man kann sammeln so viel man möchte und bezahlt dann einen Preis pro KG. Dieser variiert wohl je nach Saison. Für den Nachwuchs natürlich eine tolle Erfahrung zu sehen, dass Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wächst. Mangels Website, hier die Adresse: Middellandseweg 4, Oudeschild.

    Muss man hierzu noch viele Worte verlieren - leckere Erdbeeren.
    Muss man hierzu noch viele Worte verlieren – leckere Erdbeeren.
  • Bonte Belevenis: Das Landgut ist ein Paradis für Kinder. Hier wird zusammen gebacken, Seife gekocht, Kerzen gezogen und Papier gepresst. Darüberhinaus gibt es einen großen Spielplatz, einen Kettcar Parcours und diverse Tiere. Der aufdringliche Pfau versucht übrigens nur Essen zu ergattern und ist ansonsten harmlos. Wurde uns mitgeteilt :)
    Obendrein hat das Landgut eine eigene Brauerei für Bier und Whisky und veranstaltet 2x am Tag eine Führung. Das Bier ist übrigens sehr lecker, aber auch ziemlich hochprozentig…

    Unser Backversuch...Der Brotbär
    Unser Backversuch…Der Brotbär
  • Vismark in Oudeschild: Was ist ein Besuch einer Insel ohne ein Fischessen? Hierfür trieb es uns in die kleine Stadt Oudeschild. Direkt am Meer gelegen, der ideale Punkt um den Fischmarkt unsicher zu machen. Und wir sind nicht enttäuscht worden: Lecker war’s!

TL;DR

Texel ist, gerade für eine junge Familie definitiv eine Reise wert. Gerade die Kinderfreundlichkeit ist uns besonders aufgefallen. Jedes Restaurant hat zumindest einen kleinen Spielplatz, oder eine Spielecke und auch sonst sind überall auf der Insel Möglichkeiten den Nachwuchs auszupowern.

Schön war auch, dass wir den gesamten Urlaub über nur zu Fuß, oder mit dem Fahrrad unterwegs waren. Die Radwege auf Texel sind fast besser ausgebaut als die Straßen. Von De Koog aus erreichten wir in spätestens 45min jeden Ort der Insel.

Negativ aufgefallen sind uns nur die Preise. Vor allem die Gastronomie langt ordentlich hin. Das lässt sich aber mit einer Küche am Übernachtungsort leicht umgehen, auch wenn es teilweise sehr verführerisch auf Texel duftet.

Dem Nachwuchs hat der Urlaub auch gutgetan, seitdem wir wieder da sind gab es ich keinen weiteren Anfall.